Lange vor der Klostergründung gab es eine kleine Siedlung an diesem Ort, der heute noch durch die Klosteranlage Anrode beschrieben ist. Das damalige Dorf fand mal die Bezeichnung Annenrode, mal Anninrod. Im 13. Jahrhundert hörte das alte Kirchendorf auf, Dorf zu sein und wurde dann durch das neugegründete Zisterzienserkloster wiederbelebt. Eine sehr wechselvolle Geschichte folgte.
Wahrscheinlich seit 1267 lebten Nonnen in Anrode. Sie waren vermutlich zunächst in ehemaligen Bauernhäusern untergebracht.
1268 folgte am 18. Mai eine großzügige Schenkung des Reichsministerialen Heinrich Kämmerer. Er überließ dem jungen Kloster Ländereien, Bauernhäuser und die Kirche. Deshalb wird Kämmerer als der eigentliche Gründer des Klosters bezeichnet.
1274 war die Gründung des Nonnenklosters Anrode durch die Genehmigung des Landesherren Landgrafen Albert von Thüringen vollendet. Es gehörte dem Zisterzienserorden an und erlebte in den ersten achtzig Jahren seines Bestehens die Blütezeit. Die wechselvolle politische, wirtschaftliche und religiöse Geschichte des Klosters zeigte, dass ein solcher Wohlstand nicht wiederkehren sollte.
1357 gab es die erste Notsituation, bedingt durch übermäßige Ausgaben, die zu Verschuldungen führten. Hinzu kamen sich ständig wiederholende Unruhen sowie die Auswirkungen der Pest von 1349/50. Neben der Verschlechterungen der wirtschaftlichen Situation deutete sich um 1500 auch eine religiöse Not an.
1521- 1525 wütete der Bauernkrieg. Ab 1523/24 predigten in Mühlhausen Heinrich Pfeiffer und Thomas Müntzer. Da immer enge Verbindungen zwischen dem Eichsfeld und der freien Reichsstadt bestanden, war ihr Einfluss in der gesamten Umgebung sehr groß. Am 28. April 1525, nach der Flucht des Probstes und der Nonnen, wurde das Kloster überfallen, geplündert und zerstört. Ein gelegter Brand vernichtete das gesamte Anwesen bis auf die Grundmauern.
1525 begann ein Neuaufbau, jedoch so dürftig, dass sämtliche in dieser Zeit errichteten Bauwerke bereits nach 50 Jahre wieder baufällig waren. Bis 1577 musste man von einem stetigen Verfall in Anrode sprechen. Hinzu kam die sich 1555 erneut ausbreitende Pest, welche dazu beitrug, die Armut in Anrode zu vergrössern.
1577 übernahm David Böddener das Amt eines weltlichen Kirchenvorstehers. Zu der Zeit lagen Dormitorium, Refektorium, Wirtschaftshof und Mauer in Trümmern. Nur die Kirche hatte ein Notdach. Daneben gab es einen bescheidenen Aufenthaltsraum für die Klosterfrauen. Anrode bot einen traurigen Anblick.
1579- 1611 trat eine rege Bauphase ein. Probst Böddener, der 1612 verstarb, kann als der Neubegründer bezeichnet werden, dem es gelang, noch bis zu seinem Tode das Nonnenkloster in seinem Inneren und Äusseren vollständig zu erneuern.
1618- 1648 tobte der 30jährige Krieg, der das Kloster wiederum an den Rand des Abgrundes brachte. Jedoch überlebte das Kloster die Besetzungen und Kämpfe. Bis zum Ende des Jahrhunderts setzte erneut eine rege Bautätigkeit ein.
1649 gelang ein Beginn, die notwendigsten Wirtschaftsgebäude wieder zu errichten. Praktisch fand erneut fast ein Neuaufbau statt. Als Abschluss dieser Bauperiode erfolgte der Umbau der Klosterkirche. Jedoch konnte sich Anrode in der 108jährigen Friedenszeit nach dem 30jährigen Krieg nicht völlig erholen.
1756- 1763 kam durch den 7jährigen Krieg erneut ein Einschnitt. Es folgte in der anschliessenden Friedenszeit die Belastung durch das Abtragen der Folgekosten. Vieles musste neu aufgebaut und der gesamte Bestand restauriert werden. Das Kloster blieb wirtschaftlich schwach. Das geistliche Leben war verunsichert.
1778 kam das Stift mit Probst P. Stephanus Mande wieder aus seiner Not. Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung dieser Zeit verbesserte sich auch der religiöse Stand des Klosters wesentlich. Anrode erlangte insgesamt wieder Anerkennung.
1802 endete die Kurmainzer Herrschaft. Durch den Reichsdeputationshauptschluss kam das Eichsfeld zu Preussen. Die Säkularisation des Kirchenvermögens begann.
1810 wurden durch ein Dekret auch die Frauenklöster geschlossen. Die Anröder Nonnen durften noch kurze Zeit zum Übergang dort wohnen. Dann war die Geschichte des Zisterziensernonnenklosters nach über 500jährigem Bestehen beendet.
1811 wurde das gesamte Klostergut an den Hannoverschen Oberamtmann Wedemeyer verkauft. Er übernahm auch das Inventar, nur die Kultgegenstände sind an Kirchen der Umgebung weitergegeben worden. Wedemeyer führte nun Anrode als Gutsbetrieb und behielt es bis 1886 in Familienbesitz. Ab 1886 gehörte dann das Gut der Familie Wiersdorff, die sehr wohlhabend war. Neben An- und Änderungsbauten erneuerten sie Strassen und Brücken. Wirtschaftliche Gründe zwangen dann doch zum Verkauf an den Landkreis Mühlhausen.
1927 wurde die Liegenschaft neu aufgeteilt. Ein Teil der Gemarkung und die Klostergebäude kamen zur Gemeinde Bickenriede. In den 30er Jahren begann die gewerbliche Nutzung der Hauptgebäude mit der Einrichtung einer Flachsrösterei.
1950 richtete die Seilerfabrik hier eine Produktionsstätte ein. Sie existierte bis 1989. Mit dem Untergang der DDR kam es zur Auflösung des volkseigenen Betriebes. Die vorhandene, noch funktionierende Industrielinie wurde privatisiert.
1993 kaufte die Gemeinde Bickenriede die Gebäude, welche ehemals von dem volkseigenen Betrieb bewirtschaftet wurden. Der ehemalige Industriebetrieb wurde aufgelöst und die Gemeinde suchte Möglichkeiten die alten Gebäude für eine neue Verwendung nutzbar zu machen. Nach anfänglichen Bemühungen, die historische Gebäudesubstanz zu erfassen und zu sichern, existiert heute bereits eine Stiftung für das Kloster Anrode. In der Zusammenarbeit verschiedener Partner wird jetzt daran gearbeitet, behutsam zu restaurieren und Altes einer neuen Nutzung zuzuführen.
Erfolgversprechende Ansätze sind die Restaurierung alter Stallungen und deren Ausbau zu einem Museum für alte Handwerkstraditionen, aber auch die historisch exakte Scheune, in der bereits seit mehreren Jahren interessante Kulturveranstaltungen stattfinden. Was mit dem "Blues im Kloster" begann, wird mit Livebands und anderen ACT's wie zum Beispiel "Tag des offenen Denkmals",dem alljährlichen "Klosterfest","Weihnachtsmarkt" oder dem regelmäßig stattfindenden "Tier und Bauernmarkt" fortgesetzt. Seit September 2013 befindet sich in der ehemaligen Hofmeisterwohnung die kleine Ausflugsgaststätte "Schinkenkrug", welche vom Landhotel "Berggaststätte" betrieben wird. Sie ist an den Wochenenden und an Feiertagen nach Bedarf bzw. auf Anfrage geöffnet.
2018 Das Kloster Anrode feiert seine Gründung vor 750 Jahren. In der Zeit vom 17.05. bis 27.05.2018 findet dazu eine Festwoche mit verschiedenen Veranstaltungen im Kloster statt.
Daneben gibt es zahlreiche kulturelle Ereignisse, über deren Inhalt und genaue Termine informiert unser Veranstaltungskalender.